Sichere Räume für unsichere Zeiten

Menschen in einer Transformation zu inspirieren und zu motivieren, gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft. Es braucht eine Arbeitsumgebung, in der die Menschen nicht nur mitgestalten sollen, sondern auch wollen. Wenn uns das in Workshops gelingt, warum nicht auch in jedem Meeting?

Als Creative Consultancy begleiten wir Organisationen dabei, Wandel zu gestalten und zu implementieren. Was Führungskräften in einer Transformation gelingen soll – ihre Teams zu inspirieren und zu motivieren –, wollen wir im Kleinen in Workshops erreichen. Ob Strategie, Customer Journey oder Story: In co-kreativen Workshops laden wir die Teilnehmenden dazu ein, sich einzubringen und mitzugestalten. Und wir machen dabei eine interessante Beobachtung: Nach Workshops melden uns Teilnehmende immer wieder zurück, dass der Austausch mit anderen aus ihrer Organisation besonders wertvoll war. Wir schliessen daraus zwei Dinge: Erstens, nicht das erarbeitete Artefakt, sondern der Dialog mit anderen ist das eigentliche Resultat. Zweitens, dieser Austausch scheint in Organisationen nicht selbstverständlich stattzufinden. Es gilt also, eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen sich austauschen und mitgestalten können. Die grosse Kunst aber ist es, dass sie auch wollen. Und dafür brauchen wir sichere Räume.

Sichere Räume als Mindset

Sichere Räume schaffen eine Atmosphäre, in der wir uns frei äussern und einbringen können, ohne Angst davor zu haben, etwas Unkluges zu sagen oder einen Fehler zu machen. Diese Umgebung öffnet auch die Tür für Kreativität, weil es uns einfacher fällt, in sicherer Umgebung mentale Hürden abzubauen. Genau das wollen wir in Workshops erreichen: eine Atmosphäre, in der diskutiert und verhandelt, aber auch experimentiert und co-kreativ zusammengearbeitet wird. Wenn es uns in Workshops gelingt, dass die Teilnehmenden in einen konstruktiven Dialog treten und sich in kreative Prozesse einbringen können, warum nur dort? Wir haben aus unserer Workshop-Erfahrung vier praktische Tipps für sichere Räume zusammengestellt.

#1 – Sitzungszimmer zu Freiräumen machen

Wie ein Raum eingerichtet ist, kommuniziert seine Absicht. Viele Räume sind auf Präsentationen und lineare Kommunikation ausgerichtet. Das signalisiert, dass die Teilnehmenden hier zuhören und sich zurücklehnen können. Die*der Präsentator*in hat das Wort, alle anderen diskutieren bestenfalls mit. Ein Raum, in dem die Stühle zum Beispiel in Kreisen angeordnet sind, in dem Boards und Post-its zur Verfügung stehen, strahlt etwas ganz anderes aus. Also: Vor dem nächsten Meeting, in dem aktive Mitarbeit erwünscht ist, ein Setting arrangieren, das sagt: Herzlich willkommen – hier wird gearbeitet.

#2 – Icebreakers ernst nehmen

Es gibt diese berühmte Icebreaker-Übung, bei der ein Team einen Apfel auf 20 verschiedene Arten zeichnen soll. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass das Artefakt keine Rolle spielt. Das Einzige, was zählt, ist die Interaktion untereinander. Icebreakers sind lustig, aber es gibt mindestens drei Gründe, warum man sie ernst nehmen sollte. Erstens: Meetings und Workshops sind oft Pflichtübungen. Icebreakers aktivieren das Team und erhöhen die Energie im Raum. Zweitens: Sie eröffnen ein Gespräch unabhängig von Seniorität oder Funktion und tragen dazu bei, dass Machtgefüge und organisatorische Strukturen weniger schwer wiegen im Raum. Und drittens: Sie setzen den Ton für die bevorstehende Session – Ideen finden, sich besser kennenlernen oder gemeinsam eine Entscheidung treffen. Also: Ins nächste Meeting anstatt direkt mit der Agenda mit einer persönlichen Frage einsteigen.

#3 – Kreativität üben, üben, üben

Ausprobieren und Lernen ist in Zeiten des Wandels zentral. Weil dies aber mit Fehlern und Misserfolgen verbunden ist, sind wir damit sehr zurückhaltend. Diese Zurückhaltung abzubauen, kann man üben, und dazu gibt es Tools. Wenn kreative Ideen gefragt sind, helfen uns zwei Dinge: Quantität und Zeitdruck. Quantität fordert uns heraus, weiterzudenken und uns nicht mit den erstbesten Ideen zufriedenzugeben. Zeitdruck zwingt uns, mentale Hürden auszuschalten und einfach aufzuschreiben, was uns in den Sinn kommt. Diese Kombination führt dazu, dass Teams in kurzer Zeit sehr viele Ideen generieren. Also: Beim nächsten Brainstorming gilt Quantität statt Qualität. Es wird viele schlechte Ideen darunter haben. Aber auch ein paar, die gar nicht so schlecht sind.

#4 – Konvergenz-Momente schaffen

Eine Wand voller Post-its mit lauter losen Ideen kann ein Team verunsichern. Divergente Phasen lösen in Transformationen oft Unbehagen aus, weil sie Raum schaffen für Komplexität und neue Möglichkeiten. Konvergente Phasen schaffen Sicherheit, weil sie diesen Raum wieder schliessen und uns fokussieren lassen. Konvergenz heisst: priorisieren, eine Entscheidung treffen, sich auf die nächsten Schritte einigen oder klären, wer wofür verantwortlich ist. Einen Konvergenz-Moment braucht es nach jedem Workshop. Und genauso nach jedem Meeting.

Jedes Meeting zum Workshop machen

Diese vier Praktiken sind weder abschliessend noch in jeder Situation sinnvoll. Aber sie haben sich in unserer Arbeit für Organisationen verschiedener Grössen und Branchen bewährt. Es sind kleine Schritte, die sichere Räume erlebbar machen, und wenn sie erfolgreich praktiziert werden, zur Routine werden können. Vielleicht helfen sie Führungskräften dabei, ein Stück Workshop-Kultur ins Unternehmen zu tragen – um damit Menschen und Teams zu inspirieren und zu motivieren, den Wandel gemeinsam möglich zu machen.

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